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In der vorigen Woche habe ich darüber geschrieben, wie Leadershipkompetenzen bereits in jungem Alter sichtbar werden. Dabei wollte ich Dir gerne mitgeben, dass Du bereits als Millennial andere Menschen zu einem Ziel hinführen kannst. Der Aufbau dieser Kompetenz kann beispielsweise als Schilehrer oder über Dein Engagement bei den Pfadfindern erfolgen.
Dazu hat mir unter anderem Lukas geschrieben. Er arbeitet ehrenamtlich als Mentor bei Sindbad, wo er einen Jugendlichen aus einer Neuen Mittelschule unterstützt, um ihm den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Das ist aber nur eine der vielen tollen Geschichten, die ich von meinen Lesern zu hören bekomme.
Am meisten freut es mich, dass bereits so viele Millennials an ihrer Führungskompetenz feilen. Denn Menschen müssen in einem späteren Lebensstadium oft viel mehr Energie und auch Geld investieren, um ähnliche Führungskompetenzen zu erwerben.
Eng damit verwoben ist eine gelungene Gestaltung der Interaktion mit anderen. Dies gehört gerade im Berufsleben zu den Königsdisziplinen, ist aber auch für den Umgang mit Menschen in privaten Beziehungen enorm hilfreich. Daher gehe ich in der heutigen Kolumne noch einen Schritt weiter und zeige Dir auf, wie und wodurch Du diese Sozialkompetenz erwerben kannst.
Richtig oder falsch?
Die gelebte Sozialkompetenz ist in einem Unternehmen das Um und Auf für gute Führung. Davon hat mir auch Anette Klinger erzählt, die 2019 als WU Managerin des Jahres ausgezeichnet wurde und als Geschäftsführerin von IFN über 3.600 Mitarbeiter beschäftigt. Sie hat nämlich auf die Frage, was die wichtigste Fähigkeit in ihrem Job ist, geantwortet: Die Sozialkompetenz!
Frau Klinger trifft damit den Punkt, denn die Sozialkompetenz ist für die Führung der zentrale Baustein. Das haben auch bereits die Klassiker der deutschsprachigen Managementliteratur, wie zum Beispiel Wolfgang H. Staehle (1980), festgehalten. Das ist das eine.
Das andere aber ist, dass die Sozialkompetenz deutlich schwieriger zu erlernen ist als die Fachkompetenz. So gilt, dass Du eine Anwendungssoftware wie eine App in kurzer Zeit erlernen kannst, aber für den Aufbau von Sozialkompetenz jahrelange Übung in verschiedensten Situationen benötigst.
Erlerne die Interaktion
In meinen Seminaren ist ein fixer Bestandteil, dass ich mit den Millennials über ihre Ferienjobs diskutiere. Dabei stellen die Studierenden oft die Frage, ob Nebenjobs, wie zum Beispiel die Tätigkeit als Kellner, für sie von Wert sind und daher auch in ihrem Lebenslauf berücksichtigt werden sollten.
Darauf kann ich nur antworten: "Ja, unbedingt!"
Kellner zu sein ist ein enorm herausfordernder Beruf. Du bist mit netten, zuvorkommenden Menschen genauso wie mit misslaunigen Personen konfrontiert. So kann es schon einmal passieren, dass Du unschuldig zum Handkuss kommst und Dein Fett abbekommst.
Dazu kommt der Stress während der Stoßzeiten, wo alle Gäste möglichst rasch bedient werden wollen und Du trotzdem mit einem Lächeln oder vielleicht sogar mit einem Augenzwinkern die angespannte Situation entschärfen kannst. Aus all diesen genannten Gründen kann die Tätigkeit als Kellner für Dich eine gute Lebensschule in Bezug auf soziale Kompetenzen sein.
Das habe auch ich in einer griechischen Kleinstadt am Peloponnes erfahren, als ich nach der Matura zwei Monate in einer Taverne gearbeitet habe. Denn auch wenn Menschen im Urlaub sind, möchten sie nicht lange auf ihre Bedienung warten oder es machen sich gar Zwistigkeiten in der Familie breit, die auch das Servicepersonal zu spüren bekommt.
Die Auseinandersetzung mit vielfältigen Charakteren ist daher eine gute Möglichkeit, um Deine Sozialkompetenz zu stärken. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, ob das im Service eines Restaurants, in einem Handwerksbetrieb oder in einem Handballverein geschieht. Wichtig ist lediglich, dass Du Dich darin übst. Daher frage ich Dich dieses Mal: Bei welchen Tätigkeiten konntest Du bereits soziale Kompetenz aufbauen?
Und wie immer gilt, mache Deine Leistungen sichtbar! Tausche Dich mit vertrauten Personen aus, nutze die Kommentarfunktion weiter unten oder schreibe mir ein Mail: gerhard.furtmueller.presse@wu.ac.at.